Selbsthilfe Rhede

 



Aufruf zur Betroffeneninitiative


Vorab:

Diese Seite wird vermutlich bei Leserinnen und Lesern vielfach Irritationen auslösen, weil sie vielleicht den Eindruck vermittelt, dass die Selbsthilfegruppen aus Rhede und Münster keine eindeutige Position einnehmen. Dieser Eindruck entsteht aus unserer Sicht aber vor allem, weil das Bistum offensichtlich unter Hilfestellung, Eigenständigkeit und Unabhängigkeit etwas vollkommem Anderes versteht als wir.

Noch wenige Tage vor Veröffentlichung des Aufrufs erweckte das Doppelinterview bei Kirche und Leben den Eindruck, dass es eine einvernehmliche Lösung geben könnte.


Der Aufruf der Betroffeneninitiative selbst steht auf einer Internetseite des Bistums und auch auf www.betroffenenbeteiligung.de.


Anmerkungen:

1. Erläuterungen zur Teilnahme an der Vorbereitungsgruppe

2. Einfluss des Bistums

3. Persönlicher Brief vom 19.09.2021


ad 1: Erläuterungen zur Teilnahme an der Vorbereitungsgruppe

Sicherlich werden einige Betroffene sich verwundert die Augen gerieben haben, dass ausgerechnet die Sprecher der Selbsthilfegruppen aus Rhede und Münster den Aufruf zur Betroffeneninitiative unterschrieben haben. Sie sind sogar als Ansprechpartner genannt. Und das alles, obwohl sie zu Beginn des Jahres noch medienwirksam die Zusammenarbeit mit dem Bistum Münster aufgekündigt haben. Kann man also diesen Sprechern überhaupt noch vertrauen?

Dazu möchten wir Folgendes sagen:

Wir sind im Frühjahr von der Betroffeneninitiative angesprochen worden, ob wir uns beteiligen möchten. Der Gruppe war es ein Anliegen, die Betroffenen aus den Selbsthilfegruppen nicht von vornherein aus den Beratungen auszuschließen, zumal die Selbsthilfegruppe Rhede wesentlich dazu beigetragen hat, die Sicht von Betroffenen in der öffentlichen Diskussion zu stärken.

Wir haben bewusst darauf bestanden, diese Zusammenarbeit erst dann öffentlich zu machen, wenn sicher ist, dass unsere zentralen Anliegen auch im Aufruf berücksichtigt werden. Andernfalls hätten wir dem Aufruf nicht zugestimmt und uns auch nicht mehr einbinden lassen. Diese Forderungen waren und sind:

  •  Es werden alle Betroffenen, deren Adressen bekannt sind, persönlich angeschrieben.
  • Das erste Treffen der Missbrauchsopfer findet ohne Bistumsbeteiligung statt, sodass die Betroffenen dort vollkommen unabhängig von der Kirche eigenständig entscheiden können, wie es weiter gehen soll.
  • Der Tagungsort ist neutral, sodass auch traumatisierte Betroffene, die nichts mehr mit der Kirche zu tun haben möchten, problemlos daran teilnehmen können.

Diese Bedingungen wurden erfüllt. Daher konnten wir diesem Aufruf zustimmen und uns als Ansprechpartner aufstellen lassen.

Natürlich konnten wir uns nicht in allen Fragen durchsetzen. Das ist aber auch selbstverständlich, wenn Vertreter mit unterschiedlichen Zielen sich auf einen Kompromiss einigen müssen.

Unglücklich ist aus unserer Sicht allerdings, dass der allgemeine Aufruf über die Presse und die neuen Medien das Bistum in den Vordergrund stellt. Auch die Internetseite www.betroffenenbeteiligung.de ist für Außenstehende kaum erreichbar, wenn man nicht über Bistumsseiten geht. Und das, obwohl diese Informationsschiene sich insbesondere an die Betroffenen wendet, die mit der Kirche nichts mehr zu tun haben oder zu tun haben wollen.

Wir Vertreter der Selbsthilfegruppen haben auch nichts dagegen, dass Betroffene mit dem Bistum zusammenarbeiten. Es geht uns darum, dass Betroffene ihre Interessen selbst wahrnehmen, wo immer dies möglich ist. Bisher haben die Kirchen nicht nur die Verfahren der Aufarbeitung im Wesentlichen vorbestimmt, sondern auch durch die Vorgabe von Auswahlgremien starken Einfluss darauf genommen, durch wen und in welcher Form Missbrauchsopfer ihre Interessen wahrnehmen konnten und können. 

Betroffene sind keine Mündel, die Fürsprecher und Betreuer brauchen, sondern ehemalige Missbrauchsopfer, die in ihrer Eigenständigkeit und Selbstbestimmung gestärkt und unterstützt werden müssen. Nicht mehr und nicht weniger.

Martin Schmitz

Antonius Kock


ad 2: Einfluss des Bistums

In den Vorbereitungssitzungen im Anschluss an die Aufrufe hat der Interventionsbeauftragte des Bistums deutlich gemacht, dass er nicht bereit ist, sich auf die Hilfestellung für die Organisation des Treffens  zu beschränken, sondern auch die inhaltliche Gestaltung und den Ablauf dieses "unabhängigen" Treffens mitzubestimmen. Noch bevor es einen endgültigen Beschluss der Vorbereitungsgruppe gab, hat er festgelegt, dass Antonius Kock als Sprecher der Selbsthilfegruppe Münster und offizieller Ansprechpartner im Aufruf aus formalen Gründen von diesem Treffen ausgeschlossen wird.

Eine solche EInflussnahme hat nichts mit "organisatorischer Hilfestellung" zu tun und widerspricht eindeutig der Intention, die im Doppelinterview vom Bistum (s.o.) öffentlich verkündet wurde. 


ad 3: Persönlicher Brief vom 19.09.2021

Liebe Betroffene,

aus der Vorbereitungsgruppe zum Betroffenentreffen im Bistum Münster bin ich ausgetreten. Ebenso habe ich die Aufgaben als Ansprechpartner niedergelegt.

Grund dafür ist ein unerträglicher, persönlicher Umgang untereinander und vor allem der stetige Versuch des Bistums, Einfluss zu nehmen, um die Kontrolle über die Veranstaltung zu bewahren. Ein Betroffenentreffen macht aus Sicht der Selbsthilfegruppen aber nur Sinn, wenn es selbstbestimmt durch die Betroffenen und unabhängig vom Bistum bleibt. Ein Gremium zu organisieren, um das Image des Bistums aufzubessern, kann nicht unser Ziel sein.

Ebenfalls ist Antonius Kock (Selbsthilfe Münster) aus der Vorbereitungsgruppe ausgetreten. Ihm hat man, durch Einschränkung des Teilnehmerkreises, sogar die Teilnahme an dem Treffen verweigert.

Als Sprecher der Selbsthilfegruppen hat man uns im Frühjahr in die Vorbereitungsgruppe zurückgeholt, offensichtlich nur als PR-Gag. Schade, dass wir uns wieder durch die Kirche haben missbrauchen lassen.

Da wir nun als Ansprechpartner ausgeschieden sind und Eure Meldungen unter den beschriebenen Voraussetzungen nicht einfach an das Bistum weiterreichen möchten, habt Ihr 2 Möglichkeiten.

- Ihr unternehmt nichts und werdet zu einem eventuell stattfindendem Treffen nicht eingeladen

- oder Ihr meldet Euch erneut bei Frau Wiese oder direkt bei Herrn Frings (Interventionsbeauftragter des Bistums). Eile ist offensichtlich nicht geboten, da ein Treffen, nach letztem Stand, auf das nächste Jahr verschoben werden soll.

Solltet Ihr weitere Fragen haben stehe ich unter dieser Mailadresse, oder unter meiner Mobilnummer -0171-4785602- gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Martin Schmitz, Selbsthilfe-Rhede